Kasten Corona-Update:

„50 Prozent der Spiele hinbekommen“

"Mannheimer Morgen" vom 04.01.2021 - Interview mit Michael Mattern:

2020 war in allen Lebensbereichen ein außergewöhnliches Jahr. Der stellvertretende Vorsitzende des Fussballkreises Mannheim, Michael Mattern, blickt auf zwölf Monate zurück, die geprägt waren von der Corona-Pandemie und damit Einfluss nahmen auf zwei Spielzeiten im Kreisfußball.

Herr Mattern, welches Fazit ziehen Sie für das Fußballjahr 2020?
Mattern:  Rückblickend war das ein Jahr, wie es im fußballerischen Bereich mit diesen Höhen und Tiefen noch nie da gewesen ist. Wir mussten uns praktisch alle vier Wochen auf eine neue Situation einstellen und haben alles geregelt, wie es in unserer Macht stand. Diese Situation förderte hochgradige Veränderungen, die wir irgendwann auch angenommen haben, um zu schauen, was wir machen können und vor allem: wie. Meiner Meinung nach ist uns das im Zusammenspiel mit den Vereinen gut gelungen.

Was waren die Herausforderungen?
Mattern:  Letztlich musste ich bereits im ersten Lockdown anerkennen, dass der Amateurfußball nur die Priorität drei, vier oder fünf ist, da überall Existenzen und vor allem Menschenleben bedroht sind. Daran musste sich der Amateurfußball, so gern ich ihn mag, anpassen. Zum Schluss war ich etwas enttäuscht, da ich gesehen habe, wie viel Mühe, Geld und Anstrengung die Vereine in ihre Hygienekonzepte gesteckt haben und hier nun auch wieder alles heruntergefahren wurde.

Im Sommer fühlte es sich durch die Pokalrunden und den Saisonstart nach etwas Normalität an. Hätten Sie erwartet, dass es noch einmal zu einem so harten Stopp für den Spielbetrieb kommen würde?
Mattern:  Nein, das hatte ich wirklich nicht erwartet. Wir hatten schon damit gerechnet, dass es vermehrt Spielausfälle geben würde und dass wir früh im Januar wieder hätten starten müssen, um die Hängepartien nachzuziehen. Aber dass es so kommt – das hatte ich nicht auf dem Ticket.

Es gab im Sommer vereinzelt Mannschaften, die nicht gegen andere Teams antreten wollten, bei denen Corona-Fälle aufgetreten waren. Hatten Sie dafür Verständnis?
Mattern:  Ich habe hierfür ein gewisses Grundverständnis. Wir haben uns auch darauf eingestellt, lieber ein Spiel oder einen Spieltag abzusagen und nachzuholen, da keiner wusste, wie sich Corona entwickelt. Wir mussten als spieleinteilende Stelle flexibel handeln. Erfreulich war hierbei auch die große Solidarität und Fairness, die sich unter diesem Thema bei den Vereinen gezeigt hat.

Welches sind die größten Herausforderungen, die in 2021 warten?
Mattern:  Ziel ist, dass wir 50 Prozent der Spiele hinbekommen. Das war auch der Tenor auf der Videoschalte mit den Vereinen. Bis zuletzt war ich optimistisch, dass wir Ende Januar mit dem Training starten könnten, um mit dem alternativen Modell die Saison zu Ende zu spielen. Das hätte einen gewissen Charme, da der Fußball sich ohnehin in einem Veränderungsprozess befindet. Stand heute sehe ich es aber anders und sehe es als vorrangiges Ziel, bis zum Stichtag Saisonende die 50 Prozent hinzukriegen, um die Vereine auf- und absteigen zu lassen.

Befürchten Sie, dass die lange Saisonpause bei manchen Vereinen zu einem Aderlass bei den Spielern führen könnte?
Mattern:  Im Fußball sehe ich aktuell die Tendenz eher nicht. Im Gegenteil: Ich erlebe eine gespannte Erwartungshaltung, wann es denn wieder los geht. Viele Vereine richten sich auf einen Wiederbeginn ein und bringen ihre Anlagen auf Vordermann. Kündigungen von Mitgliedschaften aufgrund von Corona bewegen sich meines Wissens quantitativ auf sehr niedrigem Niveau.

Was halten Sie persönlich vom Profifußball in leeren Stadien? Gesellschaftlich wichtig oder verzichtbar?
Mattern:  Es ist gesellschaftlich verzichtbar, aber wirtschaftlich unabdingbar. Proficlubs sind heutzutage Wirtschaftsbetriebe, an denen auch viele Arbeitnehmer hängen. Zudem finde ich es persönlich auch einmal spannend und interessant, solche Spiele unter diesen Bedingungen zu sehen.

Was wünschen Sie sich für 2021?
Mattern:  Wie viele andere auch wünsche ich mir, dass ich mich wieder persönlich mit Leuten treffen kann, um mit ihnen über Fußball zu reden. Einfach wieder auf dem Sportplatz zu sein und Fußball live zu erleben, fehlt mir doch schon. Wir können durch diese Pandemie aber auch viel für die Zukunft lernen. Zu guter Letzt wird es interessant, ob es die Fußballwelt hinbekommt, eine Nachhaltigkeit zu schaffen, wie der zuletzt entwickelte Fair-Play-Gedanke möglichst lange bewahrt wird.

                                                                                                                                                                             -Andi Nowey-

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