Kasten Mannheimer Morgen vom 17.07.10

Ehrgeiziges Sport-Projekt liegt auf Eis

Millionen-Investiton: Hockey-Club möchte am Neckarplatt ein Leistungszentrum bauen, doch das Gelände ist noch vom PSV besetzt

Es knirscht und knackt, eine wichtige Sport-Investition kommt nur langsam voran. Es geht mal wieder ums Geld. Der Mannheimer Hockey-Club (MHC) steht in den Startlöchern und möchte im Sportpark Mannheim neben seinem Vereinsdomizil auf dem Neckarplatt ein neues Leistungszentrum mit Sport-Internat bauen. Eigentlich hätten die Arbeiten am Hockey-Bundesstützpunkt im April beginnen sollen, doch die Umsiedlung des bislang dort ansässigen Polizeisportvereins (PSV) mit seinem seit 30 Jahren angestammten Platz rüber in den Pfeifferswörth verzögert sich. "Die Finanzierung ist das Problem", sagt PSV-Vorsitzender Jürgen Dörr.

Dabei waren sich vor Jahresfrist alle weitgehend einig. Die Polizeisportler überlassen den Hockeyspielern ihr Gelände am Rhein-Neckar-Schnellweg und bekommen dafür westlich der Riedbahn, wo der Verein schon ein Spielfeld hat, in Nachbarschaft zur MTG zwei Kunstrasenplätze plus Vereinsheim. "Mit einem lachenden und einem weinenden Auge", betont Dörr, mache der PSV den Weg für den MHC frei. Klar sei aber auch, dass der Verein die Umsiedlung nicht selbst bezahlen könne. Im Sportausschuss des Gemeinderates wurde im November 2009 ein Konzept vorgestellt: Kosten rund 2,8 Millionen Euro, an denen sich auch die Stadt mit etwa 400 000 Euro beteiligen sollte.

"Ich befürchte, die Stadt will das Problem aussitzen. Dabei drängt die Zeit", seufzt Gregor Greinert, der für den Hockey-Club das neue Trainingszentrum bauen möchte. Die Baugenehmigung liege bereits vor. Vier bis fünf Millionen will der Verein investieren, Vorleistungen in Höhe von circa 150 000 Euro seien bereits geleistet. "Für Infrastruktur, die dem gesamten Spitzensport in der Metropolregion zugute kommt", kündigt Greinert an. Eishockey-Jungadler und Nachwuchs-Handballer der Rhein-Neckar-Löwen haben inzwischen neben jugendlichen Hockey-Kadern Interesse angemeldet, hier künftig für die Karriere zu trainieren, aber auch im Internat zu wohnen. "Fächerübergreifende Synergieeffekte im Sport", erhofft sich der MHC durch sein Projekt.

"Die Verlagerung des PSV ist noch nicht finanziert", bedauert Gerda Brand, Chefin des kommunalen Fachbereichs Sport- und Freizeit, die Verzögerung. Nach neuesten Planungsüberlegungen soll der Umzug jetzt deutlich günstiger werden als mal mit den 2,8 Millionen Euro geplant. Mit weniger Geld soll der Polizeisportverein jetzt einen Kunstrasenplatz und ein Kleinspielfeld bekommen und der Umzug dann "in Abschnitten" erfolgen.

Im September, "wenn alle aus dem Urlaub zurück sind", will sich Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen und die Geschichte endgültig klären."Bei der Vorabstimmungen mit den Vereinen gab's positive Signale", berichtet Gerda Brand. "Mit Interesse" beobachtet Jochen Meissner, Sprecher der Sportpark-Interessensgemeinschaft, die Entwicklung. "Das passt alles gut zusammen", sagt er, ein Sport-Hotel oder -Internat sei ja auch damals Bestandteil eines Konzeptes gewesen, das Kurz noch als Bürgermeister für 2007 in Auftrag gegeben habe. Gerade mit Blick auf das Deutsche Turnfest 2013 sei ein attraktiver Sportpark Mannheim von besonderer Bedeutung.

                                                                                                                 Martin Tangl